Kabelnetzbetreiber schlagen Premiere im Kampf um Bundesliga-Rechte aus dem Rennen [Update]
Das Kabel-Konsortium Arena, an dem unter anderem die beiden Kabelnetzbetreiber Unity Media und Kabel Deutschland (KDG) beteiligt sind, hat sich die Pay-TV-Rechte für die kommenden drei Jahre an der Fußball-Bundesliga gesichert. Der bisherige Pay-TV-Partner der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL), der Münchener Bezahlsender Premiere, geht damit leer aus.
Unity Media und KDG hatten sich zusammengeschlossen, um die in den Ausschreibungsbedingungen für die Pay-TV-Rechte geforderte Reichweite von mindestens 40 Prozent der deutschen Haushalte, also rund 14 Millionen zu erreichen. KDG hat zurzeit knapp 10 Millionen, Unity Media kommt auf 7 Millionen angeschlossene Haushalte. Die Free-TV-Rechte mit einer vorgeschriebenen Reichweite von mindestens 80 Prozent vergab der Ligaverband erneut an die ARD. Die Deutsche Telekom sicherte sich die Internet-Rechte, die Auslandsrechte gingen an den Wettanbieter "Bet and Win".
Das Gesamtvolumen der Übertragungsrechte, die eine Laufzeit von Juli 2006 bis Juli 2009 haben, beläuft sich auf 1,26 Milliarden Euro, pro Saison sind 420 Millionen Euro fällig. Auf Arena kommen Kosten von jährlich rund 240 Millionen Euro zu. Die ARD, die bislang 60 Millionen Euro zahlte, hatte ihr Angebot auf rund 80 Millionen aufgestockt. Die Restsumme setzt sich aus kleineren Posten zusammen. Arena will künftig die Pay-TV-Angebote zur Bundesliga auch über Satellit ausstrahlen, dies war eine der Vertragsvoraussetzungen.
Die Entscheidung der DFL überrascht vor allem deshalb, weil Premiere das höchste Gebot (mindestens 250, angeblich bis zu 280 Millionen Euro) abgegeben hatte, aber trotzdem nicht den Zuschlag bekam. Den Ausschlag gab offenbar Premieres Forderung, dass die Sportschau von ihrem angestammten Platz weichen sollte. So hatte das Unternehmen im Bieterverfahren ein Spieltagsmodell angestrebt, bei dem die Free-TV-Verwertung auch samstags erst um 22.00 Uhr beginnen sollte, und dafür ein materiell umfassendes und hochwertiges Gebot abgegeben. Der Liga-Verband entschied sich letztlich jedoch für die Sportschau mit ihrer großen Zuschauerresonanz, die auch ein wichtiges Argument für die Sponsoren der Vereine ist. "Mit dieser Entscheidung ist Premiere vor eine gravierende Zerreißprobe gestellt", sagte Analyst Christian Schindler von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) der dpa. Es würde in jedem Fall zu einer Neubewertung kommen.
Seit dem Bekanntwerden der DFL-Entscheidung befindet sich der Aktienkurs der Premiere AG im freien Fall – der Kurs fiel zwischenzeitlich um rund 45 Prozent, hat sich aber bis zum frühen Nachmittag wieder leicht erholt und liegt mit 40 Prozent im Minus bei 14,15 Euro. Dies verwundert kaum, da die Bundesliga-Übertragungen ein wichtiges Zugpferd des Pay-TV-Anbieters darstellte. Sogar das HDTV-Angebot des Senders ist von der DFL-Entscheidung betroffen: Premiere wollte jede Woche ein "Topspiel" der 1. Bundesliga in High Definition zeigen.
[Update]:
Mittlerweile hat sich Premiere in einer offiziellen Pressemitteilung zu der DFL-Entscheidung geäußert. Darin heißt es unter anderem, Premiere habe "jetzt in den nächsten drei Jahren einen erheblich größeren finanziellen Spielraum, um sein Programmangebot in allen Bereichen weiter auszubauen". Auch ohne die Spiele der Fußball-Bundesliga zeige Premiere zukünftig ein attraktives Sportprogramm mit einem hohen Live-Fußballanteil. Für den Zeitraum ab 1. August 2006 will Premiere nach eigenen Angaben seine Preis- und Angebotsstruktur den Marktverhältnissen "gegebenenfalls anpassen". Einen genauen Ausblick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen 2006 und eine aktualisierte mittelfristige Prognose wird Premiere am 14. Februar 2006 mit der Vorlage der Jahreszahlen 2005 veröffentlichen. (pmz/c't) / (nij/c't)
quelle
http://www.heise.de/